Unser Marktanteil am Mietmarkt wird immer gering sein. Wir reden hier von einem sehr niedrigen einstelligen Prozentbereich, der lange Zeit eine Null vor dem Komma haben wird. Zum Einen haben wir nur begrenzte Ressourcen, die wir vor Ort haben. Also begrenzte Anbauflächen, begrenzt verfügbares Personal, begrenzter Wille zum Sozialbau. Deswegen wollen wir andere ländliche Bereiche zu einem späteren Zeitpunkt darin unterstützen, unser Projekt zu kopieren. Warum sollten wir bis nach Leipzig liefern, wenn es im Umkreis von 200 km ländliche Gebiete gibt, die solch ein Projekt selbst gebrauchen können? Es liegt uns nicht an Profitmaximierung. Wir wollen als gemeinnützige Stiftung(en) Zeichen setzen, dass Renditen am Mietmarkt kontraproduktiv sind und dass es anders gehen kann. Wir wollen auch ein Zeichen setzen, dass Klimaschutz durch handwerkliches Geschick mit einem industriellen Touch besser ist, als sich auf der Straße festzukleben oder Kunstwerke mit Suppe zu beschmieren.
Bei der Ausarbeitung dieses Projektes haben einige ukrainische Flüchtlinge mitgeholfen. Ehrenamtlich und kostenfrei, wie alle Beteiligten, die bisher an diesem Projekt mitgearbeitet haben. Unsere ukrainischen Ehrenamtlichen waren der Meinung, dass dieses Projekt ideal für die Ukraine sei, da es durch die Stiftungsstruktur sowohl Korruption als auch Oligarchie verhindern kann. Die benötigten Rohstoffe (Holz, Stroh und Lehm) sind dort mehr als ausreichend vorhanden. Die schnelle und günstige Bauweise sei geeignet, die zerstörten Städte nicht nur schöner, sondern auch ökologischer aufzubauen. Weil die Strohbauwände per se flexibel sind, halten sie auch Erdbeben stand. Also ist diese Bauweise nicht nur für Kriegsgebiete, wie die Ukraine oder Syrien interessant, sondern auch in der Türkei oder Haiti wäre der Stiftungsgedanke interessant, damit Korruption und Oligarchie Einhalt geboten wird.
Unser Bürgermeister hat in einer Sitzung die Gemeindevertreter darauf eingeschworen, dass wir als Dorf für Veränderungen bereit sein müssen. Was bedeutet das für das Dorf? Wir werden lernen müssen, mit vielen neuen Gesichtern umzugehen, auch wenn es uns noch schwer fällt. Wir müssen uns einig sein, dass hier keiner sein Land mit maximalen Profitsteigerungen verkaufen kann, wenn das Dorf wachsen muss. Hier wäre ein Verkauf nur an die Dorfstiftung wünschenswert,
die die Neubauten im Besitz führt und lediglich vermietet (lebenslang und nicht nur bis zur Rente). Ob sich alle daran halten, wird die Zeit zeigen. Wir müssen lernen, Projekte selbst zu gestalten, anstatt auf Parolen und auf schöne Reden anderer zu hören. Wir müssen uns daran erinnern, dass einige Vorfahren der Dorfbewohner selbst einmal aus Ostpreußen als Flüchtlinge hierher kamen.
Die Strohbauweise benötigt relativ wenige Fachkräfte. Die meisten Jobs werden so genannte „Low-Tec-Jobs“ sein, die nach kurzer Anlernzeit beherrscht werden. Dennoch sind einige Fachkräfte nötig. Hier wollen wir auf unsere Erfahrungen mit ukrainischen Flüchtlingen zurück greifen. Wir haben sehr viele von ihnen persönlich kennen gelernt, die sehr gut qualifiziert sind. Von Maschinenbau-Ingenieurinnen, BWlern, IT-Experten über Mathematik- und Marketingfachkräften mit Erfahrung in der Baustellen-Organisation und Tiefbau-Meistern wurden ausnahmslos von allen die Diplome vorgelegt. Da die soziale Absicherung in der Ukraine nur mäßig ist, setzen die jungen Menschen auf Qualifikation. Lieber zwei Berufe lernen als Sozialhilfe beantragen. Diese Haltung ist bei uns wenig bekannt und für uns sehr zur Nachahmung empfohlen. Einige von den Flüchtlingen würden hier bleiben, andere wären, sollte das Projekt in die Ukraine kopiert werden, bereits ausgebildete Fachkräfte und könnten dort das System noch schneller zum Laufen bringen. Diese Möglichkeit besteht aber auch für Flüchtlinge aus anderen Ländern. Somit würde diesem Personenkreis eine wirtschaftliche Zukunft nach deren Rückkehr in ihren Heimatländern geboten werden.
Um zukünftig Fachkräfte frühzeitig heran zu ziehen, wollen wir auch früh in die Schulen gehen und Betriebspraktika und Ferienjobs anbieten.
Zusammen mit der Dorfstiftung werden wir Möglichkeiten schaffen müssen, älteren Fachkräften aus anderen Bundesländern eine Perspektive zu bieten, um ihr Fachwissen kurz vor der Rente weiter zu geben. Hier denken wir an Werkswohnungen, die von der Dorfstiftung betrieben werden, aber auch an bessere Arbeitszeiten. Das Modell der 4 Tage-Woche scheint uns hier eine gute Variante zu sein, um die Familienfreundlichkeit zu verbessern.
Um solch ein Projekt realisieren zu können, ist die Ein-bindung von Politik unerlässlich. So haben wir den Land-tagsabgeordneten Marcel Falk (SPD), sowie Staats-sekretär Miraß angesprochen. Auch haben wir eine Klimastiftung angesprochen, der unser Projekt jedoch zu sozial erscheint und somit außerhalb deren Satzung liegt.
Sehr viel positive und aktive Unterstützung haben wir durch eine Kleinstpartei, der FPA (=Freiparlamentarische Allianz) erfahren. Diese sehr junge Partei, die sich aus
einer Politik-AG eines Gymnasiums gebildet hat, hat uns viele Tipps gegeben, ihr Netzwerk zur Verfügung gestellt und uns das Video produziert. Junge Demokraten, die
sich sehr für den ländlichen Raum engagieren.